Das Wort des Schiessobmanns
Liebe Jagdkolleginnen und Jagdkollegen
Die Jagdsaison 22/23 hat für die meisten von uns bereits begonnen oder steht unmittelbar bevor. Ich hoffe, Ihr habt alle euren Treffsicherheitsnachweis erfolgreich erbracht und seid nach den beiden Pirschgängen im Rouchgrat und auf dem Susten gut gewappnet für die kommende Saison.
Sollte der eine oder andere noch keine Gelegenheit gehabt haben, den obligatorischen Treffsicherheitsnachweis zu schiessen, dann meldet euch unbedingt vor Eurem ersten Jagdlichen Einsatz bei mir (Tel. 078 705 76 20), damit wir einen Termin vereinbaren können und ihr den benötigten Nachweis doch noch erbringen könnt.
Da es zurzeit noch keine Neuigkeiten aus dem jagdlichen Schiesswesen zu berichten gibt, möchte ich Euch hier, mit einem kleinen Erlebnisbericht aus meinen letzten Ferien unterhalten:
Bereits Anfang Jahr hatte ich geplant, Mitte August ein paar Tage ins Wallis, genauer gesagt ins Saastal, in die Ferien zu fahren. Natürlich um ein wenig zu wandern, zu entspannen und die berühmten Walliser-Weine zu geniessen, aber auch mit dem Hintergedanken, die eine oder andere Gämse oder gar ein paar stattliche Steinböcke zu beobachten.
Bereits an meinem ersten Ferientag, entspannt mit einer Flasche „Valaisanne“, gemütlich auf der Terrasse sitzend, erspähte ich unweit von meinem Feriendomizil die ersten Gämsen, welche an einem Steilhang ästen und so wie ich, die letzten Sonnenstrahlen des Tages genossen. So gemütlich und ruhig würden die Tiere heuer wohl nicht mehr manchen Sommerabend geniessen können, denn schon bald würde im Wallis die Hochjagd eröffnet werden, so hatte ich mich bereits vorab informiert. Die Hochjagd auf Hirsch, Rehgeiss und Gämsen beginnt im Wallis am 19. September und endet bereits am 1. Oktober wieder. Da auch dort, wie bei uns, die Patentjagd praktiziert wird, steigt der Jagddruck in diesen zwei Wochen enorm an, speziell auch für die Gämsen, welche ausserhalb dieser Zeit nicht mehr bejagt werden dürfen.
Wie es der Zufall so will, erfuhr ich im Laufe meiner Ferienwoche von Ortsansässigen, dass an meinem letzten Ferientag gleich 200 Meter oberhalb der gemieteten Ferienwohnung unter freiem Himmel eine von den Jagdhornbläsern SAAS organisiert Hubertusmesse stattfinden würde. Das wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen und begab mich in jagdlicher Ausgangskleidung mit Jägerkrawatte und Vereinsjacke am Samstagabend um 6 Uhr zu besagter Freiluftkapelle.
Bereits eine halbe Stunde vor Messebeginn waren praktisch alle Sitzgelegenheiten besetzt und ich setzte mich zu ein paar ortsansässigen Jägern in den hinteren Bänken. Mit den Vereinssymbolen auf Krawatte und Jacke wurde ich natürlich schnell als „främde Zoggol“ entlarvt und „gwundrig beöigt“. Aber da die Passion zur Jagd mehr verbindet als der Argwohn zu trennen vermag, kamen wir sehr schnell ins Gespräch.
Als nach der katholischen Hubertusmesse die letzten wunderbaren Klänge der siebenköpfigen Jagdhornbläsergruppe und das Echo der letzten „Jutzer“, welche von den Felswänden zurückgeworfen wurden, verklangen, forderte der Pfarrer die Gemeinde auf, sich nun doch noch in der weissen Kapelle unten im Tal zu versammeln. Dabei zeigte er, unter allgemeinem Gelächter der Anwesenden, in Richtung des inzwischen weiter unten aufgestellten weissen Festzeltes.
Bei Bier, Wein und reichlich Kräuterschnaps wurde dann auch kräftig angestossen und gefachsimpelt. Dabei ergaben sich einige wunderbare Gespräche unter Jägern. Die Liebe zu ihren Bergen, ihrem Kanton und der Stolz auf ihre Tierwelt und ihre Jägertraditionen war dabei sehr stark zu spüren und hat mich sehr beeindruckt. In den Gesprächen und Diskussionen über die Vorschriften bei der Jagd, über richtige Auswahl der Jagdausrüstung, über die verschiedenen verwendeten Büchsenkaliber, den Ärger mit Luchs und Wolf und darüber, welcher Feldstecher jetzt der bessere sei, sind die Kantonsgrenzen und die Berge, welche unsere Jagdgebiete trennen immer wie nichtiger geworden und haben uns allen an diesem langen und wunderbaren Abend gezeigt, dass das was uns im Grunde eint, unsere gemeinsame Passion, unsere gemeinsame Leidenschaft und unsere Berufung ist, nämlich die JAGD.
Euer Martin Wiederkehr
Schiessobmann